Studium, Arbeit und Gesellschaft sind heute geprägt vom Wandel, wie beispielsweise der voranschreitenden Digitalisierung und Globalisierung. Um die Qualität der Schweizer Maturität weiterhin sicherzustellen, muss sie sich an moderne Anforderungen anpassen und jungen Menschen die relevanten Kompetenzen vermitteln.
Gleichzeitig ist die Zahl der Matura-Absolvent/-innen in den letzten Jahren stetig gewachsen (gymnasiale Maturitätsquote laut BFS: 17.8% im 2000, 22.2% im 2020). Im Zusammenhang mit dem prüfungsfreien Zugang zum Studium für Maturand/-innen hat auch die Zahl der Studierenden zugenommen, so dass die Hochschulen derzeit an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen.
Mit Blick auf diese Herausforderungen haben der Bundesrat und die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) im Juni 2023 die gemeinsamen Anerkennungsvorgaben der gymnasialen Maturität (MAR/MAV) totalrevidiert. Ab dem Inkrafttreten im August 2024 dauert die Ausbildung verbindlich mindestens vier Jahre und es wird ein stärkerer Fokus auf die Unterrichtssprache sowie Mathematik gelegt. Informatik sowie Wirtschaft und Recht gehören neu den Grundlagenfächern an und die Auswahl der möglichen Schwerpunktfächer wird erweitert. Unverändert bleiben die Regeln für das Bestehen der Maturitätsprüfung und der prüfungsfreie Zutritt zur Universität oder Fachhochschule.
Kritiker/-innen (insbesondere Wirtschaftsverbände) bemängeln, dass die Reform nicht weit genug geht und die Anforderungen weiter gesteigert werden müssen. Beispielsweise fordern sie, dass die allgemeine Studierfähigkeit erst als bewiesen gelten soll, wenn alle basalen Kompetenzen genügend erworben werden.
Die Fächeranzahl solle auch nicht weiter erhöht werden, sondern auf relevante Fächer fokussiert und dessen Bedeutung erhöht werden. Als besonders relevant werden dabei die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) angesehen. Bei diesen wird kritisiert, dass Ihr Anteil an der Unterrichtszeit gleich bleibt, obwohl ein weiteres Fach (Informatik) hinzu kommt.
Der Qualitätsstandard der Schweizer Matur wird gefördert, je mehr er den erhöhten Anforderungen der modernen Gesellschaft entspricht. Mit der jetzigen Reform ist dies noch nicht ausreichend erreicht.
Es gibt Stimmen, die darauf hinweisen, dass eine Erhöhung der Anforderungen den Zugang zur Hochschulbildung für bildungsferne oder einkommensschwache Familien erschweren könnte und damit die Chancengleichheit beeinträchtigt.
Die schweizer Matur ist jetzt schon sehr anspruchsvoll und geniesst ein hohes Ansehen. Im internationalen Vergleich ist die Maturitätsquote in der Schweiz weiterhin sehr tief. Es ist nicht nötig und auch nicht realistisch, die Anforderungen weiter zu erhöhen.
Schon jetzt beziehen viele Schüler/-innen Nachhilfe oder werden von ihren gebildeten Eltern unterstützt, um die Maturität zu erreichen. Einkommensschwache oder bildungsferne Familien haben nicht die Mittel, ihren Kinder Unterstützung für die wachsenden Anforderungen zu bieten. Die Chancengleichheit wird beeinträchtigt und es gibt weniger gesellschaftliche Durchmischung, wenn die Anforderungen weiter erhöht werden.
Höhere Anforderungen erhöhen den Leistungsdruck an die Schüler/-innen. Dies kann Stress, Überlastung und weitere negative Folgen für Ihre psychische Gesundheit haben.
Bildung ist Sache der Kantone. Der Bund soll sich nicht einmischen.