Bei vielen elektronischen Geräten lohnt es sich eher ein neues Gerät zu kaufen, statt den Reparaturaufwand und die Kosten auf sich zu nehmen. 2019 verursachten Schweizer/-innen damit pro Kopf 23.4kg Elektroschrott (Global E-Waste Statistics Partnership). Im Sinne der Kreislaufwirtschaft und einem schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen werden nun diverse Massnahmen diskutiert, wie die Langlebigkeit und Nutzungsdauer elektronischer Geräte erhöht werden kann.
Vorgeschlagen werden beispielsweise eine Verlängerung der Gewährleistungsfrist oder eine garantierte Mindestzeit für Software-Updates. Besonders fortgeschritten ist die Diskussion in der EU, wo das Parlament einen Gesetzesentwurf für ein “Recht auf Reparatur” prüft. Dieses nimmt Hersteller/-innen in die Verantwortung und verpflichtet sie dazu, auch nach der gesetzlichen Garantiezeit Reparaturen anzubieten. Weiter sind sie dazu angehalten, Konsument/-innen über Matchmaking-Plattformen und einheitliche Formulare transparente Informationen zum Verfahren, Preisen und Bedingungen der Reparatur zu geben. Ersatzteile sollen genormt und über einen angemessenen Zeitraum erhältlich sein.
Ein Recht auf Reparatur ermöglicht Verbraucher/-innen, ihre Geräte länger zu nutzen, anstatt sie bei kleinen Defekten sofort ersetzen zu müssen. Dies fördert die Kreislaufwirtschaft und kommt der Umwelt zugute.
Freiwillig wird es bei Unternehmen kein Umdenken geben, da diese darauf ausgerichtet sind, Konsument/-innen immer mehr Neues zu verkaufen. Mit staatlichen Massnahmen werden nachhaltigere Geschäftsmodelle gefördert, die Kund/-innen nicht mit neuen, sondern bereits verkauften Produkten an sich binden. Sie wirken auch als Anreiz, langlebigere und qualitativ hochwertige Produkte herzustellen.
Existierende Reparaturprogramme sind nicht konsumentenfreundlich. Auch wenn ein Produkt in der Theorie selbst repariert werden kann, ist dies in der Realität zu kompliziert und zu teuer. Beispielsweise bietet Apple in den USA “Reparatur-Koffer” zur Miete an. Das Paket hat aber Grösse und Gewicht von zwei Flugzeug-Gepäckstücken und beinhaltet für durchschnittliche Konsument/-innen zu spezialisierte Werkzeuge und Maschinen. Um die 1200 Dollar Pfand zurückzuerhalten, muss alles innerhalb von sieben Tagen zurückgeschickt werden.
Reparieren ist nicht immer nachhaltiger. Neue Geräte können energieeffizienter und teilweise robuster sein als ältere Modelle. Weiter sind grosse Lager an Ersatzteilen nur nachhaltig, wenn sie auch gebraucht werden.
Es gibt schon heute Reparaturprogramme seitens der Hersteller/-innen. Das Problem ist deshalb nicht das Angebot an Reparaturmöglichkeiten, sondern, dass dieses bei der Kundschaft zu wenig bekannt ist. Das tatsächliche Verhalten der Konsument/-innen zeigt auch, dass sie sich oft die neuesten Geräte beschaffen, auch wenn die alten noch funktionieren oder der technologische Unterschied sehr gering ist. Es besteht somit kein Bedarf für ein Recht auf Reparatur.
Die Massnahmen führen zu mehr Kosten bei den Hersteller/-innen, die sich möglicherweise auch im Preis widerspiegeln werden.
Der Innovationsfortschritt könnte gehemmt werden, da Firmen ihre Ressourcen vorsichtiger einsetzen müssen.