Nationalratswahlen 2023
3. Bildung (0/3)

1. Gemäss dem Konzept der integrativen Schule werden Kinder mit Lernschwierigkeiten oder Behinderungen in regulären Schulklassen unterrichtet. Befürworten Sie dies?

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Erläuterungen
Pro
Contra

Im Rahmen der integrativen Schule sollen Kinder, für deren Schulung besondere pädagogische Massnahmen notwendig sind, soweit möglich in einer Regelklasse unterrichtet werden. Das integrative Schulmodell sieht eine gemeinsame Schule für alle vor.

​​​​​​​Die betreffenden Schüler/-innen werden nebst der Lehrperson zusätzlich und individuell von speziell ausgebildeten Fach- und Förderlehrpersonen der schulischen Heilpädagogik auf ihrem Lernweg begleitet. 

Das Gegenmodell sind Sonderklassen, in denen ausschliesslich Kinder mit Lernschwächen, Verhaltensauffälligkeiten und Behinderungen unterrichtet werden.

Studien zeigen, dass lernschwache und geistig behinderte Schüler/-innen mehr leisten, wenn sie in einer Regelklasse sind, als wenn sie in Sonderklassen unterrichtet werden. Ausserdem hat sich die Befürchtung, diese Kinder würden die Lernfortschritte der anderen Mitschüler/-innen hemmen, nicht bewahrheitet.

Dank sozialer Kontaktmöglichkeiten in der Schule entfaltet sich die Integration auch ausserhalb der Schule. Zusätzlich findet eine Entstigmatisierung statt.

Der integrative Ansatz funktioniert mindestens so gut wie das Modell der Sonderklassen. Deshalb gibt es keinen Grund, den grossen pädagogischen Aufwand für einen getrennten Unterricht zu betreiben.

Der Integrationsansatz ist grundsätzlich unbestritten, der schulische Unterricht ist aber nicht der richtige Ort dafür. Es ist zu befürchten, dass die integrative Schule den Lernfortschritt der Kinder bremst, weil sich die Lehrpersonen jeweils an den langsameren Kindern orientieren. Die integrative Schule kann am Ende zu einem allgemeinen Absinken des Leistungsniveaus an Schulen führen.

Zudem können sich auch allfällige Konflikte zwischen Lehrpersonen und Heilpädagogen negativ auf die Kinder auswirken: Bei der integrativen Schule sind zu viele Therapeut/-innen und Fachpersonen im Klassenzimmer, was dem Lernerfolg der Kinder nicht förderlich ist.

Integrative Schule führt zu vermehrtem Aufwand für die Lehrpersonen, welche sehr ausgelastet sind mit den heterogenen Schulklassen. 

Es gibt einen Mangel an Fachpersonen, insb. Heilpädagog/-innen, die die Integration der Schulkinder unterstützen.

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2. Soll der Bund die Anforderungen an die gymnasiale Maturität erhöhen?

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Erläuterungen
Pro
Contra

Studium, Arbeit und Gesellschaft sind heute geprägt vom Wandel, wie beispielsweise der voranschreitenden Digitalisierung und Globalisierung. Um die Qualität der Schweizer Maturität weiterhin sicherzustellen, muss sie sich an moderne Anforderungen anpassen und jungen Menschen die relevanten Kompetenzen vermitteln.

Gleichzeitig ist die Zahl der Matura-Absolvent/-innen in den letzten Jahren stetig gewachsen (gymnasiale Maturitätsquote laut BFS: 17.8% im 2000, 22.2% im 2020). Im Zusammenhang mit dem prüfungsfreien Zugang zum Studium für Maturand/-innen hat auch die Zahl der Studierenden zugenommen, so dass die Hochschulen derzeit an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen. 

Mit Blick auf diese Herausforderungen haben der Bundesrat und die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) im Juni 2023 die gemeinsamen Anerkennungsvorgaben der gymnasialen Maturität (MAR/MAV) totalrevidiert. Ab dem Inkrafttreten im August 2024 dauert die Ausbildung verbindlich mindestens vier Jahre und es wird ein stärkerer Fokus auf die Unterrichtssprache sowie Mathematik gelegt. Informatik sowie Wirtschaft und Recht gehören neu den Grundlagenfächern an und die Auswahl der möglichen Schwerpunktfächer wird erweitert. Unverändert bleiben die Regeln für das Bestehen der Maturitätsprüfung und der prüfungsfreie Zutritt zur Universität oder Fachhochschule.

Kritiker/-innen (insbesondere Wirtschaftsverbände) bemängeln, dass die Reform nicht weit genug geht und die Anforderungen weiter gesteigert werden müssen. Beispielsweise fordern sie, dass die allgemeine Studierfähigkeit erst als bewiesen gelten soll, wenn alle basalen Kompetenzen genügend erworben werden. 

Die Fächeranzahl solle auch nicht weiter erhöht werden, sondern auf relevante Fächer fokussiert und dessen Bedeutung erhöht werden. Als besonders relevant werden dabei die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) angesehen. Bei diesen wird kritisiert, dass Ihr Anteil an der Unterrichtszeit gleich bleibt, obwohl ein weiteres Fach (Informatik) hinzu kommt.

Der Qualitätsstandard der Schweizer Matur wird gefördert, je mehr er den erhöhten Anforderungen der modernen Gesellschaft entspricht. Mit der jetzigen Reform ist dies noch nicht ausreichend erreicht.

Es gibt Stimmen, die darauf hinweisen, dass eine Erhöhung der Anforderungen den Zugang zur Hochschulbildung für bildungsferne oder einkommensschwache Familien erschweren könnte und damit die Chancengleichheit beeinträchtigt.

Die schweizer Matur ist jetzt schon sehr anspruchsvoll und geniesst ein hohes Ansehen. Im internationalen Vergleich ist die Maturitätsquote in der Schweiz weiterhin sehr tief. Es ist nicht nötig und auch nicht realistisch, die Anforderungen weiter zu erhöhen.

Schon jetzt beziehen viele Schüler/-innen Nachhilfe oder werden von ihren gebildeten Eltern unterstützt, um die Maturität zu erreichen. Einkommensschwache oder bildungsferne Familien haben nicht die Mittel, ihren Kinder Unterstützung für die wachsenden Anforderungen zu bieten. Die Chancengleichheit wird beeinträchtigt und es gibt weniger gesellschaftliche Durchmischung, wenn die Anforderungen weiter erhöht werden.

Höhere Anforderungen erhöhen den Leistungsdruck an die Schüler/-innen. Dies kann Stress, Überlastung und weitere negative Folgen für Ihre psychische Gesundheit haben.

Bildung ist Sache der Kantone. Der Bund soll sich nicht einmischen.

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3. Soll sich der Staat stärker für gleiche Bildungschancen einsetzen (z.B. mit Förderunterricht-Gutscheinen für Schüler/-innen aus Familien mit geringem Einkommen)?

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Erläuterungen

Bildung zählt zu den wichtigsten Voraussetzungen, um Erwachsene, Familien und ihre Kinder vor Armut zu schützen. Jedoch bestehen bereits bei der Einschulung teilweise starke Unterschiede bei den schulischen Kompetenzen zwischen Kindern unterschiedlicher sozialer Herkunft. Diese beeinflussen den weiteren Bildungsverlauf oft stark.

Bislang bestehen kantonal unterschiedliche Systeme mit staatlichen Unterstützungsleistungen für Familien mit geringem Einkommen. Diese Zahlungen sind jedoch nicht direkt zweckgebunden für Bildungsangebote.

Im Rahmen der Chancengleichheit in der Bildung werden unterschiedliche Ansätze diskutiert. Bildungsgutscheine werden gezielt für einen bestimmten Zweck abgegeben und sind in der Schweiz bisher hauptsächlich zur Unterstützung der Weiterbildung bekannt. Analog dazu könnten Familien mit geringem Einkommen Nachhilfegutscheine erhalten, die sie anschliessend bei einem Bildungsanbieter ihrer Wahl einlösen. Weitere Massnahmen betreffen die Frühförderung von Kindern sowie Unterstützung der Eltern. Zudem kann eine erhöhte Durchlässigkeit des Bildungssystems (einfacherer Wechsel zwischen Schul- resp. Bildungsniveaus) die Bildungschancen begünstigen.

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