In Europa verbreiten sich Gesichtserkennungssysteme immer stärker. Dies ermöglicht den Behörden die Überwachung des öffentlichen Raums. Das Europäische Parlament fordert nun ein Verbot von Systemen zur Gesichtserkennung in Echtzeit im öffentlichen Raum.
In der Schweiz gibt es bisher keine gesetzliche Grundlage, die biometrische Erkennungssysteme verbieten würde. Recherchen zeigen, dass automatisierte Gesichtserkennungssoftware bereits heute bei Schweizer Strafverfolgungsbehörden angewendet werden, jedoch variiert dies je nach Kanton.
Biometrische Erkennungssystem werden einerseits zur Authentifizierung von Individuen (one-to-one matching) eingesetzt, andererseits zur Identifizierung eines Individuums aus einer Masse heraus (one-to-many matching). Ersteres wird beispielsweise bei der Grenzkontrolle am Zürcher Flughafen eingesetzt. Das Verbot würde sich auf das one-to-many Matching beziehen.
Die automatische Gesichtserkennung stellt eine Bedrohung der Grundrechte dar, insbesondere das Recht auf Privatsphäre und den Schutz persönlicher Informationen. Negative Auswirkungen kann es auch auf das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit geben, wenn Menschen aus Sorge vor Repressalien oder Überwachung durch private oder staatliche Akteure sich selbst zensieren.
Die Technologie hat strukturelle Fehler und kann Diskriminierung fördern. Die Daten, die den Algorithmus trainieren, umfassen mehrheitlich weisse, männliche Personen. Nicht-weisse und nicht-männliche Gesichter werden dementsprechend weniger zuverlässig erkannt.
Ein Verbot verhindert die staatliche Massenüberwachung des öffentlichen Raums. Damit kann einem Überwachungsstaat und Missbräuchen vorgebeugt werden.
Die automatische Gesichtserkennung dient der nationalen Sicherheit. Sie ermöglicht effizientere Sicherheitskontrollen und erleichtert der Polizei die Arbeit.
Der Anwendungsbereich der Technologie beschränkt sich nicht nur auf die Strafverfolgung. Auch die Suche nach vermissten Personen wird vereinfacht.
Mit einem vollständigen Verbot geht auch sämtlicher Nutzen des technologischen Fortschritts verloren. Angemessener wäre deshalb eine umfassende Regulierung.